Piräus ist Konkurrent zu Hamburg

Ich habe gestern an der Video-Diskussion des NABU zur Zukunft des Hamburger Hafens teilgenommen und weiß seitdem, dass der Staatsrat der Wirtschaftsbehörde, Andreas Rieckhof, der Meinung ist dass die Entwicklung im Hafen von Piräus keine Auswirkungen auf Hamburg hat, weil Piräus zu weit weg ist.Diese Behauptung, die der Logistik-Experte der Hamburg School of Business Administration, Prof. Ninnemann, im Dezember in einem Interview der ZEIT geäußert hat, ist offenbar auf fruchtbaren Boden gefallen.Mit dieser Behauptung soll die neue Umschlagpotenzialprognose bis 2035 für den Hafen, auf deren Basis ein neuer Hafenentwicklungsplan (HEP) erstellt werden soll, gestützt werden, die die Entwicklung in Piraeus und ebenfalls die damit in Zusammenhang stehende Maritime Seidenstraße nicht einmal erwähnt. Piraeus war mal innerhalb der Transportkette zwischen den Häfen in Fernost und den europäischen Nordrange-Häfen ein relativ unbedeutender Hafen mit einem Containerumschlag von etwa 330.000 TEU.Seit 2009, seitdem die Chinesen dort eingestiegen sind und diesen Hafen zu einer strategisch wichtigen Drehscheibe innerhalb der Maritimen Seidenstraße gemacht haben, ist dieser Umschlag auf einen Wert von nahe an 6 Mio. TEU gestiegen, eine in dieser Geschwindigkeit und Größenordnung weltweit einmalige Entwicklung.Dieser Hafen hat also innerhalb einer bestehenden Transportkette für sich mehrere Millionen TEU abgezogen, um die Container auf einem anderen Weg ans Ziel zu bringen, und ein derart umfangreicher Aderlaß soll keine Auswirkungen haben auf alle innerhalb dieser Kette nachfolgenden Häfen, somit auch Hamburg?Ich halte das für einen absurden Gedanken.Die Umschlagzahlen in Hamburg stagnieren seitdem und es ist zu erwarten, dass dies bis 2035 in einen erheblichen Rückgang übergeht..Ab 2023 wird die Bahnlinie von Piraeus nach Norden Richtung Budapest und darüber hinaus fertig ertüchtigt und hoch leistungsfähig sein und die Kapazitäten in Piraeus werden bis 2035 auf mehr als 10 Mio. TEU ausgebaut sein.Selbst wenn sich die bisherigen Steigerungsraten dort etwas abschwächen sollten, wären 10 Mio. TEU bis 2035 immer noch leicht zu erreichen.Wer in 11 Jahren eine Steigerung von etwa 5,5 Mio. TEU hinkriegt, schafft auch in 15 Jahren eine Steigerung von etwa 4 Mio. TEU, zumal dies heftig gepusht wird von der zweitgrößten Wirtschaftsmacht auf diesem Planeten.Hamburg wird dann einen erheblichen Teil seines Hinterlandes in Mittel- und Osteuropa verlieren und wird von Piraeus von seinem 3. Platz in der Rangfolge der europäischen Häfen verdrängt sein.Ein Container ist über Piraeus 12 Tage schneller in Budapest als über Hamburg, nach Warschau sind es noch 8 Tage.Eine derartige Dimension in der Zeit- und damit Kostenersparnis wird sich auf dem Markt durchsetzen und ein Hafen wie Hamburg kann dem nichts entgegensetzen.Und eine derartige, jetzt schon erkennbare Entwicklung wird in Hamburg von Personen in wichtigen Positionen einfach ignoriert!Es besteht die Gefahr dass sich, so wie im noch geltenden HEP, auch im neuen HEP das operieren mit falschen Zahlen fortsetzt – und das sehenden Auges…